Es ist nun schon Monate her, wann ich das letzte Mal ein Blogeintrag geschrieben habe… Wer kann sich noch erinnern an die ersten Tage auf Sizilien?
Mehr als ein Jahr ist es nun schon her, wo ich von Sizilien vorzeitig abreisen musste. Die letzten Tage/Wochen waren für mich sehr speziell und es kamen viele Erinnerungen hoch. Viele Emotionen. Man kann sagen, dass ich im Kopf nochmal viele Moment erlebt habe und ich realisiert habe, was für ein Schatz diese Erinnerungen sind. Ich möchte die Möglichkeit nutzen um eine kleine, kurze Geschichten nochmal zu Leben zu erwecken und mit euch zu teilen. Geht mit mir nochmal auf die Reise und lasst euch nach Sizilien versetzen.
“Fai rumore”
… Ich schaue verschlafen auf meine Uhr, die neben meinem Kopf liegt. Es ist kurz nach 5. Ich bin müde, denn die Nacht war unruhig. Zwischen Weinbergen habe ich erst sehr spät ein Schlafplatz auf einem verlassenen Grundstück gefunden. Zwischen Bäumen, einer kleineren Hecke und einem verfallenen Haus habe ich mein Zelt aufgebaut, bevor es dunkel wurde. Der Wind wurde stärker und es fing an zu nieseln. So musste ich mich beeilen mein Zelt noch vor dem Regen aufzustellen. In der Nacht wachte ich auf einmal auf, denn ein Tier schleichte in der Nähe von meinem Zelt vorbei. Ich denke, dass es ein streunender Hund war, da ich ein hecheln gehört habe. Doch auch wenn ich kurz ein mulmiges Gefühl hatte, war ich zu müde um nicht wieder einzuschlafen. Um kurz nach 5 hieß es aufzustehen und mein Zelt abzubauen, denn der Regen hatte aufgehört. Ich beschloss das Frühstück erst bei Tagesanbruch zu machen und ein paar Kilometer vorab zu laufen. Der Boden war durchweicht vom Regen der letzten Nacht. Es ging entlang einer, schmalen Landstraße durch eine hügelige Landschaft. Es war noch dunkel, doch der Morgen kündigte sich an. Die Hunde bellten, als ich an den einzelnen Höfen vorbei wanderte. Wenn die Hunde jedoch ruhig waren, lag eine wunderbare Stille in der Luft. Der Wind wehte mir ins Gesicht und auch wenn das Meer ein paar Kilometer weg war, spürte man es. Gegen halb 7 machte ich Halt an einer kleinen Brücke, wo ich mir Haferlocken in meinem Kocher zubereitete. Währenddessen ich diese kochte kamen zwei Hirten mit Ihrer Herde und Ihren Hunden vorbei. Sie trieben die Tiere aus dem Stall zum Weideplatz. Es war ein so interessantes Schauspiel im Morgengrauen, dass meine Haferflocken sogar ein wenig zu lange kochten. Die Hütehunde musterten mich kurz und kamen bis auf ein paar Meter an mich ran. Sie machten dann mit ihrem Bellen verständlich, dass ich Ihre Herde in Ruhe lassen soll. Ich grüßte die Hirten mit einem freundlichen „Buongiorno“ und Sie grüßten zurück und lächelten. Die Hunde wurden gerufen und ich konnte mich meinen Haferflocken widmen. Die Nacht war kalt und auch heute morgen war es noch sehr frisch, so war es wunderbar ein warmes Frühstück zu haben. Ich dachte über die Menschen nach und staunte über das besondere Leben hier auf der Insel. Ich schaute den Hirten lange nach und die kleinen Glocken der Schafe hörte man noch in weiter Ferne.
Frisch gestärkt ging es weiter durch das hügelige Hinterland. Es ging vorbei an Weidewiesen und Weinbergen. Der Schulbus kam mir entgegen und ich streifte kleine Dörfer. Die Sonne kam heraus beleuchtete diese Landschaft wunderschön. Die kleinen steinernen Schuppen zwischen den Hügeln komplettierten dieses Landschaftsbild. Als ich an einen alten Bahnhof und die Autobahn kam, war es leider für ein paar Stunden nicht mehr so schön, denn an der Straße lag leider sehr viel Müll. Hier machte sich das Problem der Müllmafia bemerkbar, von der ich schon einiges gelesen habe. Von Fernseher, Kühlschränke bis Reifen lag hier alles am Straßenrand. Es wurde ein anstrengender Weg nach Alcamo, denn der Wind wurde wieder stärker und es fing an zu regnen. Der Regen peitsche mir ins Gesicht und ich bekam Hunger. Ich schleppte mich förmlich die Anhöhe nach Alcamo hoch. Ich war platt. Ich war hungrig und müde nach dieser kurzen Nacht… Der Regen hörte nicht auf und prasselte auf mich ein. Als ich auf die Hauptstraße kam, gab mir der starke Verkehr und der damit verbundene Krach den Rest. Ich schleppte mich in den nächsten Hauseingang und setzte meinen Rucksack ab. Bei einem Bäcker holte ich mir neben an ein “Cornetto” (Hörnchen). Mein Rucksack fühlte sich die letzen Kilometer so schwer an. Ich war jetzt den 4. Tag unterwegs und im ersten Loch… Ich fühlte mein Wasserhaushalt auf und versuchte mich zu sammeln. Es ist einer dieser Moment, wo du das alles hier verfluchst. Gestern noch ein wundervoller Tag im Nationalpark und heute!? Mein Handy zeigte kein Café in der Nähe an. Ja, willkommen auf Sizilien. Mit Google Maps kommst du hier nicht weit, was in solchen Momenten natürlich zusätzlich auf die Stimmung drückt. Ich schickte ein kurzes Stoßgebet hoch in den Himmel, dass ich einfach ein Ort finde, wo ich mich reinsetzen kann und meine Sachen trocknen kann. Nach ein paar Meter fragte ich einen Marktverkäufer, ob es ein Café gibt und tatsächlich war es nur ein paar Meter weiter. Es war der Himmel auf Erden – mein persönliches „Café am Rande der Welt“. Ich trat mit meinen nassen Klamotten in das Café und wurde von einem tollen Kaffeeduft und zwei jungen Frauen mit einem freundlichen „Buongiorno“ empfangen. Es war ein kleines Café mit einer langen Theke, wo so einige kleine Leckereien zwischen den Broten und den „Tramezzini“ (die Italienische Art eines Sandwich) lagen. Mein Magen knurrte… Ich bestellte einen Früchtetee, einen Espresso und zwei Tramezzini mit Tomaten, Mozzarella und Schinken! Es gab 2 kleinere Tische an dem jeweils schon zwei Gäste saßen. Ich fragte einen älteren Mann in meinem einfachen italienisch „Scusa, Questo posto è libre?“ und mit einem freundlichen „Sí, prego!“ setze ich mich hin, nachdem ich meine nasse Jacke aufgehängt hatte.
Meine Laune wurde von Minute zu Minute besser und ich fragte, ob ich den mein Handy hier aufladen könnte. Natürlich war es kein Problem. Als ich mich wieder hinsetzte und mein frischer Espresso und die warmen Tramezzini vor mir standen, füllte es sich an wie im Himmel. Und im Radio lief ein Lied, ein Lied was ich nicht vergessen sollte… Nachdem ich mich gestärkt hatte, bestellte ich noch einen Espresso und ging auf das Klo um mich zu waschen. Ja, so ist das unterwegs als „Vagabund“. Mit Waschlappen, Handtuch und Seife bewaffnet ging es aufs Klo. Ach was würde ich jetzt für eine Dusche geben, dachte ich. Ein Mann der kurz davor reinkam wartete ungeduldig bis ich fertig war. Natürlich schaute er mich komisch an, als ich mit meinen Sachen aus dem Klo kam. Es war ein lustiger Moment. 😀 Ich trank meinen Espresso und packte meine sieben Sachen. Draußen hatte es aufgehört zu regnen und ich verabschiedete mich glücklich, denn ich verließ das Café satt, mit aufgeladenem Handyakku und sauber. Es war kurz nach 12 Uhr und ich ging locker den Bürgersteig entlang!…
Das war ein Auszug vom 4. März 2020. Warum genau dieser Tag? Dieser Tag zeigt, dass nicht jeder Tag einfach ist und und es auch schwere Stunden gibt, Stunden, indenen man an sich zweifelt. Doch wenn man an sich glaubt und daran, dass der Weg auf einen „aufpasst“, dann kann man sich in solchen Situationen „pushen“. Ich hatte solche Momente sehr oft auf meiner Reise. Nur wenige Bilder gibt es genau von diesen Momenten. Das sind die Stunden, wo keine Kamera gezückt wird. Die Momente die niemand kennen wird, wenn ich sie nicht erzähle.

Warum dieser Titel? „Fai rumore“ (von Diodato) ist ein Song, welches ich in Alcamo zum ersten Mal in diesem Café gehört habe. In Italien war es ein Hit zu der Zeit. Der Tiel bedeutet soviel wie „Lärm machen“. Es geht um eine Beziehung, wo die Stille bzw. das Schweigen für Ihn „zu laut“ wird. Er aber immer wieder zurück kommt, auch wenn er vor Ihr flüchtet… Heute höre ich sehr viele italienische Lieder, auch weil ich vieles verstehe, aber auch weil ich sie sehr besonders finde. Ich kann es schwer beschreiben. Seit diesem Tag habe ich mich in jedes Café gesetzt und der Musik gelauscht. In Italien nahm das sein Anfang, aber auch in Frankreich habe ich es zu gerne gemacht. Die Musik bringt ein näher an die Menschen und das Land. In den Zeiten des monatelangen Lockdowns und der Frage, wie es weiter geht, passt dieser Song auch. Die Stille in deiner eigenen Wohnung die an manchen Tagen so laut ist, dass du raus musst, aber du wieder zurückkommen musst. Die Stille ist nach so langer Zeit eher negativ, denn man sehnt sich nach sozialen Kontakt, Freunden, einen Kaffee trinken – es fehlt. Doch dann in der erdrückenden Stille hinein fangen meine Gedanken zu reisen und ich bin wieder in diesem Café. Ich kann den Duft der Tramezzini und dem Espresso riechen und spüre ein tiefes Glück, was man nur schwer beschreiben kann.
Hello Mickael… I should translate your message because i don’t understand anything 😂 I hope all is ok for you… I go at work on bike now it’s my contribution for changing my european life for a best world bye stephane ( near Albertville in France)
mes images sur… hpets3011.blogspot.com
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Bonjour Stephane ;), yeah it’s German, so it’s difficult for you to understand 😂 it’s nice to hear from you and of course I hope your bike is ready for the spring and the summer 💪 I’m fine, thanks!
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